Unternehmensgeschichte: Bevölkerung erwartet Selbstkritik bei Fehlern und Krisen

Befunde einer bevölkerungsrepräsentativen Untersuchungen vorgestellt.

Für 66 Prozent der Befragten sind Unternehmen mit Tradition bei der Jobsuche besonders attraktiv. Als Kunden würden 45 Prozent das Produkt eines Traditionsunternehmens bevorzugen. Unternehmen mit Geschichte müssen sich aber andererseits auch Verbrechen, Skandalen und Katastrophen in der Vergangenheit stellen. Ein Unternehmen, das dieser Verantwortung nicht gerecht wird, käme für 44 Prozent der Befragten als Arbeitgeber nicht infrage und würde immerhin auch von 34 Prozent der Befragten beim Einkauf gemieden. Im Kontext der Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern war Unternehmensgeschichte in den 1990ern verstärkt Thema. Jüngst wurden Verstrickungen zur Kolonialzeit sowie Geschäfte mit dem SED-Regime kritisch hinterfragt. „Die Geschichte prägt die Identität von Traditionsunternehmen. Sie darf aber nicht nur mit Höhepunkten ins Schaufenster gestellt werden“, so Prof. Dr. Felix Krebber von der Business School der Hochschule Pforzheim. Er leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Günter Bentele das Center. „Viele Großunternehmen gehen heute verantwortungsvoll mit der eigenen Geschichte um und sind selbstkritisch – besonders bei der Aufarbeitung der Verstrickungen im Nationalsozialismus. Andere große Marken werden dieser Verantwortung bis heute nicht gerecht.“, so der Kommunikationswissenschaftler.

Auch seien die Kaiserzeit oder Profite aus Ost-West-Geschäften auf den Geschichtsseiten der größten deutschen Unternehmen kaum Thema, auch wenn Unternehmen zu dieser Zeit bereits existierten. Die Gesellschaft erwarte zurecht, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung stellen, die eigene Geschichte durch unabhängige Historiker*innen aufarbeiten zu lassen und über die Ergebnisse die Öffentlichkeit zu unterrichten, bekräftigt Krebber.

Die Befunde wurden bei der Gründungstagung des Centers vorgestellt und sind in einem kompakten Foliensatz hier abrufbar.