#HistoryComms-Conference: „Verantwortungs-Kommunikation statt Helden-Geschichtsschreibung“

Tagung im Jüdischen Museum Frankfurt zu historischer Verantwortung in der Unternehmenskommunikation

Unter dem Motto „History matters!“ tagte im Jüdischen Museum Frankfurt erstmals das entstehende Berufsfeld Geschichts-Kommunikation aus Unternehmen und Agenturen. 55 Praktiker*innen waren nach Frankfurt gekommen, um über historische Verantwortung zu diskutieren. 

Den Einstieg ins Thema machte Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung. Er mahnte, die Erinnerung an die Shoah wach zu halten. Gleichzeitig stellte er zur inzwischen fortgeschrittenen, öffentlichen Aufarbeitung seitens vieler Unternehmen fest:

„Nach meinem Eindruck hat sich die deutsche Wirtschaft, so sie sich verallgemeinern lässt, nunmehr der Verantwortung hinsichtlich ihrer Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus im Wesentlichen gestellt. Manche wenige freiwillig, viele erst auf öffentlichen Druck.“

Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung

Dabei hob er die Chancen einer aktiven #Erinnerungsarbeit hervor. Dies heiße „allerdings nicht, dass ich eine Historikerkommission beauftrage, die Untersuchung nach ihrem Erscheinen würdige und sie im Anschluss ins Regal stelle. Ich bin mir dagegen sicher, dass eine aktive, gelingende und nachhaltige Erinnerungsarbeit für die Unternehmen auch ein Vorteil sein kann.“ 

Bei der Konferenz gaben namhafte Großunternehmen und Mittelständler Einblicke in ihre Erinnerungsarbeit und den kommunikativen Umgang auch mit kritischen Themen der Unternehmensgeschichte. Dieses transparente Aufgreifen wurde von Prof. Dr. Claudia Janssen (Eastern Illinois University) als Teil gesellschaftlicher #Verantwortung beschrieben. Eine Verantwortung, die von der Bevölkerung erwartet wird, wie eine repräsentative Studie des Centers for History & Corporate Communication zuletzt zeigte: Gefragt nach Fehlern von Unternehmen in der Vergangenheit (NS-Zeit, Managementfehler, Skandale) erwarteten 68,8 Prozent, dass die Unternehmen Verantwortung hierfür übernehmen sollten und weitere 68 Prozent erwarteten darüber hinaus öffentliche Kommunikation zu diesen Themen. 

Nach dem Willen der Initiatoren ist die Tagung Startpunkt für die Fortentwicklung des sich bildenden Berufsfelds ‚Corporate History Communication‘. In ihrem gemeinsamen Vortrag wiesen die Wissenschaftlichen Leiter des Center for History & Corporate Communication, Prof. em. Dr. Guenter Bentele (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Felix Krebber (Hochschule Pforzheim) auf die Besonderheiten des Themas Geschichte in der Unternehmenskommunikation hin. Es sei „kein Thema wie jedes andere“, weil ihm mit besonderem Verantwortungsgefühl begegnet werden müsse. Kern jeder Kommunikation seien historisch belegbare Fakten, machten die beiden unisono deutlich.

Dr. Ingo Stader vom Praxis-Netzwerk Corporate History Communication führte zur Intention der Tagung aus:

„Wir möchten ein Bewusstsein für die Rolle von Geschichte in der Kommunikation schaffen. Hierzu möchten wir neue Formen finden, um die Branche sichtbarer zu machen und mittelfristig gemeinsame Standards für das neue Berufsfeld zu etablieren.“ 

Dr. Ingo Stader, Praxis-Netzwerk Corporate History Communication

Sein Netzwerkkollege Matthias Koch ergänzte zu den inhaltlichen Ansprüchen des Handlungsfeldes: „Wir sollten als Geschichts-Kommunikatoren mehr Verantwortungskommunikation betreiben und weniger Heldengeschichtsschreibung“.